Aktuelles

25 neue Sozialwohnungen in Bensheim

25 neue Sozialwohnungen in Bensheim

Auf dem ehemaligen EKZ-Gelände sind in einem Mehrfamilienhaus auch 25 Sozialwohnungen entstanden. Der Immobilienentwickler BPD hat sie an die Wohnbau Bergstraße verkauft, die Übergabe wurde nun vor Ort gefeiert.

An der Wormser Straße sind auf dem ehemaligen EKZ-Gelände auch 25 Sozialwohnungen in einem Mehrfamilienhaus entstanden.

Zunächst die harten Fakten: In Bensheim gibt es an der Wormser Straße auf dem ehemaligen EKZ-Gelände 25 neue Sozialwohnungen. Diese befinden sich im Besitz der Wohnbau Bergstraße, gekauft von der BPD Immobilienentwicklung.

Eineinhalb Jahre, nachdem der Kaufvertrag unterschrieben wurde, können nun die ersten Mieter einziehen. Die Fertigstellung feierten Käufer und Verkäufer am Donnerstag mit geladenen Gästen vor Ort. Die Kaltmiete liegt bei um die acht Euro für den Quadratmeter. Ein Preis, den Christoph Cranz, Vorstandsvorsitzender der Wohnbau Bergstraße eG, für „relativ hoch hält“, wenn es um geförderte Wohnungen geht.

Der Betrag relativiere sich aber mit Blick auf den Wohnungsmarkt und den 13 bis 15 Euro pro Quadratmeter, die mittlerweile auch in Bensheim aufgerufen werden würden. Cranz dankte dem Vertragspartner für den schnellen und störungsfreien Bauverlauf, der dennoch von stark steigenden Kosten für Rohstoffe und Fachkräftemangel gekennzeichnet war. „Ich weiß, dass im Hintergrund einiges passiert ist, um das auszugleichen.“

Die Freude über den gelungenen Projektabschluss war den Protagonisten des Nachmittags zwar durchaus anzumerken. Nicht ausblenden konnten sich allerdings den bundesweiten Wohnungsmangel. 25 Wohnungen seien leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, konstatierte Cranz. An der Bergstraße herrsche seit Jahren Vollvermietung. Der Bedarf sei gigantisch und übersteige das Angebot.

„Das wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich verschärfen“, ist sich der Vorstandsvorsitzende sicher. 2022 habe in Deutschland die Netto-Zuwanderung bei 1,2 Millionen Menschen gelegen. Die seien teilweise in prekären Verhältnissen untergebracht, verwies er unter anderem auf das Zeltdorf am Berliner Ring. Human könne man das in vielen Fällen nicht mehr nennen.

Die meisten Personen würden dauerhaft bleiben und bräuchten daher eine Bleibe. Sein nachvollziehbares Credo: „Wir müssen bauen, bauen, bauen.“ Seine Genossenschaft wolle auch Wohnraum schaffen. Nur werde das in den nächsten Jahren kaum geschehen können. Es sei schwer bis gar nicht möglich, Neubauten aktuell zu finanzieren. Hohe Baukosten, gestiegene Zinsen und der Wegfall von Förderungen stünden solchen Vorhaben entgegen. Gemeinsam mit der BPD habe man beispielsweise eine Planung für 100 Wohnungen in der Schublade. An eine Umsetzung ist aber zunächst nicht zu denken.

Cranz forderte mehr Unterstützung von der Bundespolitik ein, um Kapazitäten auszubauen. Neben finanzieller Zuwendung brauche es aber auch Fachkräfte, die seiner Ansicht nach auch aus den Reihen der Zuwanderer komme könnten.

Darüber hinaus wolle die Wohnbau auch einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Das bedeutet unter anderem die energetische Sanierung der Bestandsgebäude – und die Umstellung der Heizungssysteme. Dazu müsse man jedoch von der Politik auch in die Lage versetzt werden. „Wir brauchen Planungssicherheit. Es kann nicht sein, dass wir diese Woche nicht wissen, was im energetischen Bereich nächste Woche an Vorschlägen oder Forderungen kommt.“

Innerhalb von acht Monaten beispielsweise auf Wärmepumpen umzurüsten, das funktioniere nicht – weder finanziell noch personell, bei den Fachfirmen, das das umsetzen müssten.

BPD-Geschäftsführer Franz-Josef Lickteig freute sich nach eigenem Bekunden als Bensheimer Bürger, dass sein Unternehmen einen Beitrag für den sozialen Wohnungsbau leisten konnte. Er erinnerte an die Anfänge von Bouwfonds als Bauverein der holländischen Städte und Gemeinden. Der Auftrag sei damals gewesen, die Wohnungsversorgung im sozialen Segment zu verbessern. Diesem Anspruch werde man auch heute gerecht.

Lickteig ging ebenfalls auf die aktuellen Schwierigkeiten und Herausforderungen ein und rechnete unter anderem vor, welche Auswirkungen die Zinserhöhung hätten – und die acht Euro pro Quadratmeter schon kaum haltbar seien. Er gehe davon aus, dass es in Deutschland künftig viel weniger Wohnungsbaugenossenschaften geben werde, die „den Mut zum Bauen haben, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“.

Der Wohnungsmangel sei das Thema der Stunde und werde seiner Ansicht nach auch den nächsten Bundestagswahlkampf dominieren. Denn der theoretische Bedarf an neuen Wohnungen bundesweit liege bei 700 000. In diesem Jahr würden wohl lediglich 250 000 gebaut, 2024 dürften es seiner Meinung nach weniger als 200 000 sein. Dazu komme der Fachkräftemangel, auch ausgelöst durch die künftigen Rentner. „Wir brauchen aber Menschen mit Qualifikation, die das Schwungrad am Laufen halten“, so Lickteig.

Er dankte abschließend der Wohnbau für die gute Zusammenarbeit und betonte, dass BPD zum ersten Mal in Deutschland Wohnungen an eine Genossenschaft verkauft habe. Von einer gelungenen Kooperation und einem wundervollen Projekt sprach Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung. „Wir brauchen preisgünstigen Wohnraum, 25 sind da nicht mal ein Tropfen gemessen am Bedarf.“

Im Rathaus kämpfe man täglich mit den Herausforderungen, sozialverträglichen Wohnraum zu schaffen und Unterkünfte für die Geflüchteten zu finden. „Das wird auch eine Herausforderung für die Bürger. Wir reden hier über Container und weitere Zelte.“ Die CDU-Politikerin regte Änderungen im Planungsrecht an, um Vorhaben schneller und unkomplizierter umsetzen zu können. Momentan behindere die Gesetzgebung zügigere Prozesse.

Die Stadtverwaltung suche Grundstücke, um preisgünstigen Wohnraum schaffen zu können. Das sei in Bensheim schwierig, zumal man in Konkurrenz zu Unternehmen stehe, die auf solchen Flächen keine Sozialwohnungen bauen wollen. Sie hoffe, dass die Bürger Verständnis für die Nöte hätten, schließlich brauche es in diesen Zeiten die Solidarität aller.

Der Hinweis der Baudezernentin, dass man es nur mit Innenverdichtung allein nicht schaffen werde, dürfte kommunalpolitisch mit Interesse aufgenommen worden sein. Schließlich gilt – Stand bisher – ein weiteres Wachstum Bensheims im Außenbereich als Tabu. „Das ist eine politische Frage“, fügte die Erste Stadträtin zurecht an. Man werde die Herausforderungen jedenfalls angehen und bleibe mutig.

Mit Zuversicht schloss Christoph Cranz den offiziellen Teil. „Wenn alle anpacken und Verständnis haben, können wir einen Beitrag leisten und es wird positiv weitergehen.“ Die 25 Wohnungen seien immerhin ein Tropfen auf einem überhitzten Stein.

Weitere Beiträge

Zum Newsletter anmelden

Keine Neuigkeiten mehr verpassen:
Tragen Sie Ihre E-Mail-Adresse ein, um unseren Newsletter zu abonnieren.